Maik Teriete

Mittwoch, 01. März, 2017, 20:30 Uhr

berlin-weekly, Linienstr. 160, Berlin



Anschein 410 x 290 x 330 cm Foamboard, Nylonfaden 2017

Die Installation „Anschein“ ist eine Skulptur ohne ein Inneres. Es handelt sich hier nicht um ein Volumen, das durch eine Oberfläche abgeschlossen wird. Die Installation ist sowohl ein Zusammenhang gestalteter Formen, als auch das Gebilde, das diese mit dem umgebenden Raum bildet. Dieser Raum ist nicht von der Skulptur zu trennen.  Die Formen nehmen ihn auf, greifen in ihn ein und definieren ihn neu. Die endgültige Form muss erst gefunden werden in einem stetigen Prozess aus Zufügen und Wegnehmen. Es geht um die richtige Balance zwischen konkret und abstrakt, zwischen zu viel und zu wenig, zwischen geordnet und chaotisch. Ähnlich wie beim Akt des Zeichnens wird der Raum zur Oberfläche, auf der Linien und Formen angeordnet werden. Wie beim Akt des Bildhauens entsteht eine Form, die wie Fred Sandback gesagt hat, „eine Gesamtheit darstellt, die nicht reduziert werden kann“.
Das Besondere am Ausstellungsraum berlin-weekly ist, dass er durch eine Fensterfront zur Straßenseite hin abgeschlossen ist. Er ist ein Raum, der zwar Einblicke ermöglicht, aber nicht betreten werden kann. Ähnlich wie ein Schaufenster bietet er die Möglichkeit, zu verweilen oder aber daran vorbeizugehen. Durch die Betrachtung, die im Vorbeigehen und durch Verweilen möglich ist, verändert sich auch die Skulptur „Anschein“. Indem die Betrachtenden ihren Standpunkt verändern, verändert sich auch der Eindruck der gesamten Installation. So liegt der richtige Moment der Aufmerksamkeit im Auge und auch im Körper des Betrachters.
Maik Teriete 

Monika Jarecka

Mittwoch, 01. Februar 2017, 20.00 Uhr

Ackerstraße 6/7, 2. Quergebäude, 2. Etage 



Just
Acrylic on walls 
511 x 507 x 207 cm 
2015
adhoc, Bochum 



Malerei ist aufs engste verknüpft mit der Unmöglichkeit einer Wiederholung. Originalität, Handschrift, Prozesshaftigkeit, Subjektivität und zeitliche Verzögerung sind ihr zu eigen. Minimale und möglichst effiziente, zumeist schnelle Eingriffe auf einem Bildträger konstruieren eine verräumlichte Situation.
Die Arbeit an der Malerei entsteht aus einer der Malerei eigenen Prozesshaftigkeit, einem sich-auf-dem-Weg-Befinden und dem Einfluss von Subjektivität. Etwas geschieht allmählich: unmerklich verändert sich die Situation. Die Bilder entstehen durch eine Überlagerung von Farbschichten.
Die Arbeiten setzen sich mit den Parametern der Malerei auseinander: Linie, Raster, Fläche, Oberfläche, die rechteckige Form einer Leinwand sowie Ihre Platzierung im Raum. Sie entstehen auf Leinwänden und als installative Malerei im Raum direkt auf der Wand. 
Ich entwickle Handlungsanweisungen, nach denen ich für die jeweilige Bildserie agiere. Die Anweisungen sind eindeutig formuliert, sie lauten beispielsweise: „Farben anmischen. Farbe herunterrinnen lassen. Der Bildträger darf nicht gedreht werden“. Ich versuche alsdann, diese knappe Vorgabe auszuführen. Es gibt jedoch immer eine Vielzahl von Möglichkeiten, eine an sich eindeutige Handlung auszuführen. Meine Arbeit konzentriert sich auf die Ausführung von jenen Unterschieden. So ist es möglich, mit einer sehr einfachen Absicht, eine komplexe Vielfalt von Ergebnissen und Bedeutungen zu provozieren. 
Die Aktionen auf dem Bildträger sind von einer subjektiven und unzureichenden Bewegung der Hand abhängig. Aus mehreren Aufträgen entsteht, nach und nach, eine in sich ruhende Lage von Farbschichten. Mich faszinieren diese Fehler und Ungenauigkeiten, die bei der Konstruktion und Schichtung der einzelnen Ebenen entstehen. Es gilt, auf die allmähliche Veränderung zu reagieren.  
Im Entstehungsprozess bahnt sich Farbe ihren Weg nach unten: die Bilder lassen sich unter der Berücksichtigung der Schwerkraft nur ungenau planen. Ich selbst bin Zuschauer und Akteur zugleich, jemand, der einer langsamen Veränderung auf dem Bildträger beiwohnt, die sich durch das entstandene Ergebnis selbst bezeugt.
Monika Jarecka, 2017


Ulrike Mohr

Mittwoch, 12.Oktober, 20.00 Uhr 

Ex-Rotaprint,Gottschedstraße 4,13357 Berlin




Carbon 0112358 
Spatial drawing made from beech and pine charcoal
Dimensions variable
2016





Ulrike Mohr’s artistic approach utilizes material transformation processes that are influenced not only by complex research and handed-down knowledge, but also by chance occurrences. 

Her position as a sculptor arises from the observation of nature and a process-oriented treatment of context-related materials, which she transfers into poetic installations whose temporal dimensions are intrinsic to the ephemeral substances. Over the past years, the burning of char has become a central modus operandi in her work. This today almost extinct profession of gradually heating wood in the absence of air until it is rendered physically constant is practiced by the artist herself, taking into account the various historical, cultural, environmental and metaphorical implications associated with carbon. 

Mohr refers to her works as “spatial drawings” – drawings made with charcoal, one of the oldest drawing material, but not by applying pigment on paper, but manifest as lines in three-dimensional space. Her rotating charcoal column responds to one of the characteristic architectural features of CoCA Toruń(though one which is most often disguised by the built-in exhibition design), while the new spatial drawing Carbon 0112358 playfully refers to the Fibonacci ratio. While previous installations focused on the natural property of the material, like the traces of growth visible in different kinds of wood that she mostly collects on site, the artist here used industrially cut timber beans to achieve a more minimalist aesthetic.

Eva Scharrer 

Katinka Pilscheur

Mittwoch, 18. Mai, 20.00 Uhr 

Atelierhaus Prenzlauer Promenade, Prenzlauer Promenade 149-152, 13189 Berlin




27-04-2012 
Holz, Aluminium, Kubanischer Autolack
2012
Ausstellungsansicht Galerie koal



The works of Katinka Pilscheur (b. Herdecke an der Ruhr, 1974, today lives and works in Berlin) are on the range of paintings, sculptures and architecture.

Pilscheur exploits her unique understanding of the exhibition space to create art which challenges the limits of space and matter. Her use of space is dual- referring to it as a reference from which she attracts inspiration and at the same time as her blank canvas or untouched clay which she can then shape to her requirements.

This dual action creates 3-dimensional works which function as art as well as architecture, giving the viewer a comprehensive experience. Using everyday materials and absorbing inspiration from everyday life, Pilscheur challenges not only the conception of space but also the notion of art. The uncertain objects and the unconventional materials the artist uses, though may seem familiar, are positioned and altered in a way which transforms them to something we were yet to experience.

Daniela Tenen



Katja Brinkmann

Mittwoch, 24. Februar, 20.00 Uhr  

Atelierhaus Flutgraben e.V., Am Flutgraben 3, 12435 Berlin



o.T. 
Acryl auf Leinwand 
110 x 140 cm
2015


Meine künstlerische Auseinandersetzung gilt der Malerei und dem kalkulierten, gleichwohl schalkhaften Ausloten ihrer Mittel. Dabei habe ich seit Mitte der neunziger Jahre eine eigene Formensprache entwickelt, mit der ich mein Bildthema in verschiedensten Setzungen immer wieder neu durchspiele und kontinuierlich verändere. Die Bilder thematisieren die grundlegenden Fragestellungen von Malerei, haltendiese aber stets in einem ambivalenten Spannungsverhältnis und lassen auf verschiedenen Ebenen eine Irritation entstehen. 

Zugleich sind die Bilder auch Ausdruck reiner Lust am Bildermachen: Indem sie die malerischen Mittel untersuchen und den Aspekt des Sinnlichen in den Vordergrund rücken, beschäftigen sie sich genau mit den Qualitäten, die Malerei ausmachen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf dem autonomen Bild, aber es entstehen auch immer wieder Arbeiten im Raum. Dabei interessiert mich die Verschränkung von Raum und Bild, die den spezifischen Bilckwinkel auf die Malerei auflöst und ein begehbares Raumbildentstehen lässt, bei dem sich die Perspektive abhängig von der Position des Betrachters ständig ändert. 

Christof Zwiener

Mittwoch, 09. Dezember 2015, 20.00 Uhr  

bei BERLIN-WEEKLY im Rahmen der Ausstellung # Horse # 
Linienstraße 160, 10115 Berlin

twenty-two constructions from 2007, Blatt 14/Finger
(basierend auf Fred Sandbacks "22 Constructions from 1967")
SW-Foto, 21,5 x 28cm


Das Sichtbarmachen des leicht zu Übersehenden und das unsichtbar Werdende in unserer Wahrnehmungswelt, gehören zu den zentralen Motiven in der künstlerischen Arbeit von Christof Zwiener. Ephemere und komplexe Installationen aus dünnem Garn oder das Entschlüsseln historischer Spuren im öffentlichem Raum - beide haben den gleichen gedanklichen Ursprung in seinem Werk und stellen immer wieder die Frage danach, wie weit unsere Wahrnehmung reicht. Die aktuelle ortsspezifische Installation von Christof Zwiener im BERLIN-WEEEKLY ist ein subtiles Abbild eines Wesens - annähernd schwerelos überwindet die Arbeit 'Horse' die Grenze der Wahrnehmung umgeben von einer magischen Aura.

One of the central motives in Christof Zwiener’s artistic work is the visualisation of the invisible, the easily overlooked parts of our perceptual world. Ephemeral and complex installations of thin yarn or the deciphering of historical traces within public space - both have the same intellectual origin in his work and repeatedly ask the question of how far our perception can go. Christof Zwiener’s upcoming site-specific installation ‘Horse’ at BERLIN-WEEKLY is a subtle and almost weightless image of a creature overcoming the limitations of perception by an aura of magic.

Homepage BERLIN-WEEKLY

Jürgen Sprave

Mittwoch, 25. November, 20.00 Uh

Chodowieckistraße 13, 10405 Berlin 


Stern
Papier
21 x 21 cm
2015


Ich fertige Objekte aus Papier, Karton, Leinwand, Holzwerkstoffplatten und Farbe oder greife mit diesen Materialen in bestehende Räume ein. 
Durch das Zusammenfügen von Material, die Schichtung und Überlagerung von Flächen und das Auftragen von Farbe gestalte ich Gegenstände, die einer jeweils eigenen gestalterischen Grammatik folgen und entsprechende Strukturen aufweisen. Das Ausloten des innerhalb dieser Grammatik verborgenen Potentials und das Spiel damit, das beabsichtige oder zufällige Abweichen von diesen Prinzipien ist dabei Teil des Entstehungsprozesses. Es entstehen Objekte, deren einzelne Elemente in jeweils unterschiedlichem Verhältnis zueinander stehen: Sie verdecken oder enthüllen einander, tragen oder werden getragen, gleichen sich, sind sich ähnlich oder kontrastieren miteinander. Sie spannen Räume auf, verschatten einander, es ergeben sich Abfolgen, Intervalle und Kontraste von Farben und Rhythmen. Einige Objekte sind einfach, andere kompliziert, einige wirken ruhig, andere unruhig, manche klar, andere geheimnisvoll, manche harmonisch, andere dissonant, zurückhaltend oder aufdringlich. Sie haben eine jeweils eigene charakteristische Identität, geprägt durch Material, Konstruktion, Proportion, Struktur und Farbe.
Die Objekte machen Angebote an die Wahrnehmung des Betrachters oder fordern sie heraus. Durch verschiedene Betrachtungswinkel und wechselndes Licht werden Raum, Fläche und Farbe erfahrbar. Die Objekte treten damit in ein gegenseitiges Wechselspiel mit ihrer Umgebung und nehmen Einfluss darauf, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, lassen das Auge in ihnen wandern, werden zum Blickfang und verändern damit die Kräfteverhältnisse im Raum. Durch ihre Präsenz beeinflussen sie ihre Umgebung oder breiten sich sogar darin aus und werden damit zum dominanten Gestaltungselement. 
Auch wenn die Objekte Verkörperungen der Entscheidungen, der Zufälle oder sogar der Versehen sind, die zu ihrer Entstehung führten, so stellen sie nichts dar. Sie sind genau das, was sie sind: Dinge des sinnlichen Gebrauchs.


Homepage Jürgen Sprave

Emanuel Bernstone

Mittwoch, 04. November 2015, 20.00 Uhr  

Wilhelmstraße 118, 10963 Berlin 


Breakdown Cleanup, Oil on paper, 280 x 300 cm,
Installation view, Frontviews, Berlin, 2015


My work starts at my work. I paint something. Often I don‘t like it. So I paint over it. Even if I don‘t feel creative at all, I paint. At the end, it looks all too creative and I must declare to myself: it‘s too much art, but has nothing at all to do with art. To set bounds to this arbitrary creativity and to reduce my own influence, different methods have been applied: I would copy other artist’s work, paint from other peoples photos, have other artists or non-artists copy my paintings, ask an assistant to paint at instructions or ask him for instructions. I paint blind, in the rain or I would print on disorderly arranged stripes of paper to attain patterns which I wouldn‘t have come up with myself.
Another attempt to get around that capricious artistic creativity was undertaken with the particular support of divine powers. Starting from the classic idea of the artist receiving divine vision through in-spiratio, I put myself in a condition where my soul would be attuned to receive the spirit. For a religious person that is practically done in divine service at church, which well corresponds to the artist‘s work in his studio. Thus, I begun a work process which would require strong concentration yet give little room for mental labelling.

Days after completed work I went through the bundle of painted sheets of paper to find a remarkable outcome: the most well-made pieces came insignificant and blank, whereas the most deficient ones, accomplished in the final stage the process, running out of paint, seemed vibrant with life. Only fragments of a vision appear in these failures – some paper sheets show almost nothing at all – but there is a vital reality that makes them whole and complete. Similarly, a greek torso appears whole in its fragmentariness. Divine presence, after all, is whole by definition.

Homepage Emanuel Bernstone

Caroline Kryzecki und weitere

Donnerstag, 10. September 2015, 18.00 Uhr  

Caroline Kryzecki, Christine Streuli, Tatjana Doll, Friederike Feldmann
in der Ausstellung My Lonely Days Are Gone / Part 2 bei Arratia Beer 
Potsdamer Straße 87, 10785 Berlin 


My Lonely Days Are Gone / Part 2, Installationsansicht, 2015
Claudia Comte, Carla Arocha & Stéphane Schraenen, Friederike Feldmann, 
Matt Mullican, Christine Streuli, Caroline Kryzecki 
Photo: Marcus Schneider



Die sonst übliche Passivität der Wand - als Ort an dem Kunst lediglich gehängt wird - wird durch die Arbeiten neu gedacht und hinterfagt, indem jede der Galeriewände sowie der Boden zur Fläche der Darstellung wird. My Lonely Days Are Gone Part 2 gibt so Impulse für einen aktiven Dialog zwiscehn den Werken und lenkt die Aufmerksamkeit auf Architekturen als Flächen für tempörare Bilder.

Seit Beginn hat Abstraktion unzählige Bedeutungen angenommen. Ihre Geschichte, Konsequenzen und Auswirkungen auf unsere visuelle Kultur sind bis heute essenziell für zeitgenösische Kunst und Künstler. In dieser Ausstellung liegt der Fokus auf nicht-figurativen Arbeiten, die sich mit den Möglichkeiten und dem sich entfaltenden Potential der Abstraktion auseinandersetzen, sowie der komplexen Beziehung zwischen der Unabhängigkeit der Abstraktion der sie umgebenden Realität. Die Grenze zwischen figurativer und abstrakter Kunst verläuft heute nicht geradlinig - Verbindungen Brückenschläge und Überschneidungen sind Teil dieses offenen Prozesses. Gerade diese biegsame Sprache, die die Ausstellung annimmt, gibt die Möglichkeit zur Gegenüberstellung und Verbingung verschiedener begrifflicher, theoretischer und abstrakter bildlicher Strategien. In dieser Zeit der grundlegenden Veränderungen, stellt die Abstraktion nach wie vor alternative Bezugspunkte und Realitäten dar, auf die sich zeitgenössiche KünsterInnen in ihrer visuellkonzeptuellen Forschung beziehen. Alle Arbeiten werden nach der Ausstellung übermalt – dieser Fakt gibt der Ausstellung einen explizit zeithaften Charakter.
Teilnehmende KünstlerInnen: Carla Arocha & Stéphane Schraenen, Claudia Comte, Tatjana Doll, Friederike Feldmann, Caroline Kryzecki, Matt Mullican, Christine Streuli, Lily van der Stokker
Organisiert von Arturo Herrera 
In diesem Werktalk werden die eingeladenen Künstlerinnen über ihre Arbeiten in der Ausstellung sprechen. Im weiteren Verlauf des Gespräches werden wir dann den Fokus auch auf das Zusammenwirken der Werke im Galerieraum richten.  

Pressetext "My Lonley Days Are Gone / Part 2"

My Lonely Days Are Gone brachte im Jahr 2010 zehn zeitgenössische KünstlerInnen zusammen, die in der Auseinandersetzungmit den räumlichen Gegebenheiten Wandarbeiten schufen, die sich auf die Möglichkeiten der Abstraktion bezogen. Der zweite Teil von My Lonely Days Are Gone setzt diese Diskussion fort und erforscht die Verbindung, die raum-, bzw. wandfüllende Bilder im Zusammenspiel mit vorgefundenen und vorgefertigten architektonischen Beschaffenheiten des Raumes eingehen. Jedes einzelne der kommisionierten Werke arbeitet mit verschiedenen Heransgehensweisen an Malerei, Zeichnung, Collage und Drucktechnik. Diese emphemeren und ortspezifischen Arbeiten, setzen bewusst unterschiedliche Materialien gegeneinader und erproben so deren Reaktion untereinander und im Raum.


Homepage Caroline Kryzecki 
Homepage Christine Streuli 
Homepage Arratia Beer

Rebecca Michaelis, Tim Stapel

Mittwoch, 29. Juli 2015, 20 Uhr  

in der Ausstellung Standard International - Post Spatial Surfaces #1 im Geisberg Berlin 
Geisbergstraße 6-9, 10777 Berlin

 Rebecca Michaelis, Mobilé:"139° Ost" , Alumunium Pulverbeschichtet 
Wandarbeit: "Folgendes" , Acrylfarbe und Graphit, Rauminstallation
Deutsche Bank Kunsthalle, 2014 

Zunächst scheint alles schlicht und wohlsortiert: Wir begegnen einem  Wandgemälde mit halbrunden Linienstrukturen auf einfarbigem Grund. Der Anschein ostentativer Verstehbarkeit währt freilich kurz. Sobald wir uns den ornamentalen Kreislinien nähern, entfachen die scharf konturierten Linienbündel den Eindruck von höchst gespannter Dynamik: An der einen Wand tanzen halbkreisförmige Überschneidungen, vibrieren feine Gespinste übereinander gelagerter Halbkreise, hier kreuzen sich exakt gezirkelte Kurven, da scheinen klare Kreisbogensegmente reliefartig hervorzutreten. 
Man wird unmerklich in Rebecca Michaelis’ in-situ-Arbeiten hineingezogen, will an den flirrenden Bewegungslinien vorbeiziehen, um dann bei der eigenen Bewegung im Raum immer wieder aufs Neue ungeahnte Bildeindrücke auszumachen. Je nach Standpunkt organisieren sich Umgebung und abstrakte Liniengebilde zu einer präzisen, freilich nie erstarrenden Bildtektonik aus räumlichen Versatzstücken und planem, halbrunden Liniengeflimmer. Aus der Ferne verwandeln sich die architektonischen Gegebenheiten noch in bildhafte, musterartige Erscheinungen; in der Nahsicht kehren die repetitiven Farb- und Formelemente ihr Gemachtsein hervor und geben sich als ihren eigenen Entstehungsprozess repräsentierende Oberflächen. Die Symbiose von Dingcharakter und Bildhaftigkeit, das Spiel mit Wiederholung, Ähnlichkeit und Differenz prägen diese gelassenen räumlichen Arrangements. 
Wir werden zum Durchqueren ermuntert und müssen doch immer auch ein Auge auf Michaelis’ gesamte Vorkehrungen haben. Denn all diese ausgeschnittenen Halbkreisformen an den Wänden setzten sich in Beziehung zu ihrem Ort und nehmen wie Puzzlesteine auch untereinander Beziehungen auf. Insofern gibt es weder Anfang noch Ende. Man findet sich umspült von einem halluzinierenden Mikroklima geometrischer Ordnung. 
Birgit Effinger 2014



Tim Stapel, o.T. (Randstücke), Mdf, Wandfarbe, Kantenumleimer, 
460 x 508cm, Kunstquartier Bethanien - Projektraum, Berlin, 2015 



Offenkundig haben wir es bei Tim Stapel mit einem Synkretisten zu tun. So nimmt er zwar Linien der minimal und conceptual art auf, aber seine Zeichnungen, Bilder und Skulpturen unterscheiden sich zugleich deutlich vom Kult der 'Reizlosigkeit'. Sie haben den anti-illusionistischen Purismus der 1960er Jahre zugunsten einer überraschenden Aufhebung  perspektivischer Eindeutigkeit hinter sich gelassen. Die bildliche Intensität seiner Raumkörper und die skulpturale Wirkmächtigkeit seiner Oberflächenstrukturen entziehen sich dem obsessiv umkreisten flachen Raum der Moderne wie dem monolithischen Objekt. In der eleganten Gestaltung seiner bildnerischen Arbeiten erzielt Tim Stapel eine unerhörte Haltlosigkeit bei radikaler Reduktion der Form.  
jpk

Robert Barta

Mittwoch, 03. Dezember 2014, 20.00 Uhr

Drontheimerstraße 19, 13359 Berlin

Hoheitsanspruch, Holz, Ticketschalter, Maße variabel, 
Pfalzgalerie Kaiserslautern, 2010

Auszüge aus einem Text von Mark Wellmann von 2012:  
Robert Bartas Werk ist nur schwer mit einem klassischen Skulpturenbegriff einzufangen. Es ist vor allem konzeptionell und sprachlich geprägt. Als wiederkehrendes rhetorisches Mittel begegnet uns in den Arbeiten des Künstlers die ironisch gesetzte Um- und Verkehrung der Dinge: Eine durch einen Autounfall scheinbar verformte und in Ferrari-Rot lackierte Leitplanke (Rosso Corsa, 2007); eine im rasenden Stillstand gegen die Bewegung eines Schienenrades fahrende Modelleisenbahn (Time Machine, 2008) oder ein aus gefrorenem Wasser geformtes Bierglas, das sich bei Benutzung langsam wieder verflüssigt (Drink!, 2011). Bartas zum Teil poetische, zum Teil melancholische, zum Teil humorvolle Neudefinitionen des ursprünglichen Gebrauchswertes der Objekte sind im Stil einer slapstickhaften Aufführung vorgetragen. 
[...] 
Barta verfügt über genaues Timing bei seinem mitunter harten, abgründigen Witz. Es ist ein von Buster Keaton entlehnter Humor, bei dem es um maximale Ernsthaftigkeit im Vortrag geht. 
[...] 
Barta ist äußerst sparsam, gerade zu lakonisch bei der Wahl seiner Mittel, die immer wieder herrschende Erwartungen an den Kontext oder der eigentlichen Funktion der Dinge unterlaufen. 
[...] 



Johanna Jaeger

Mittwoch, 19. November 2014, 20.15 Uhr

im PLATTENPALAST in der Ausstellung spatial narrative 
Wolliner Straße 50, 10435 Berlin


viewfinder
C- Print auf Aluminium
66,5 x 84,5 cm 
2014 


I am an artist who uses photography.
My work is a constructed examination of the time I live, the spaces I inhabit and the objects, phenomena and places I encounter on the way.The way in which I construct my images longs to resist common expectations in meaning or function, such as specific uses for architectures or functions for utilitarian objects. Through oppositions, scale-shifts, comparisons or reversals of those commonly assigned purposes, I am seeking to provide images depicting new functions or meanings of the ordinary. With those banal materials outstepping their immediate functionality in photographed form, I am longing to challenge a viewer’s expectation. I also hope to reveal emotions connected to our understanding of production, the passage of time, the systematization of (life-)time and it’s subjective perceptions.

www.johannajaeger.de
www.plattenpalast.de

Cécile Dupaquier

Mittwoch, 08. Oktober 2014, 20.00 Uhr

Karl-Marx Straße 58, 12043 Berlin, 2 Hinterhof, 3. OG links


Die Falte (2009)
Erde, Rasen, roter und schwarzer Asphalt, Beton
24 x 40 m

Am Anfang ist die Falte. Die Falte schafft Volumen, macht einen Körper erst möglich. Erst die Falte bringt eine Bewegung in die Skulptur, macht sie leicht und zeigt zugleich ihre Zerbrechlichkeit.
Das Prinzip der Falte entsteht durch eine Transformation der Struktur. Ich gehe von geraden rechteckigen Flächen aus, die ich durch Schnitt und Falte verlagere. Somit entledige ich die im Baumarkt erworbenen Körper ihres vorläufigen, nützlichen Lagerzustandes und erfrage andere, verborgene Tendenzen. Im Verlauf der Recherche öffne ich das Material, so dass es auseinanderfällt und nach Halt sucht. Unstetigkeit und Beweglichkeit sind hierbei ein erstes Ausweichen und geben der Unruhe Gestalt - der Bewegung in der Skulptur.
Der gefaltete Körper orientiert sich neu. Aus aneinander liegenden Gliedern wird auf diese Weise ein Körper, in sich überlagernden Flächen entstehen Räume. Dabei flüchten die abstrakten Skulpturen das Vordergründige und bewegen sich diskret an der Grenze zwischen Erscheinen und Verschwinden. Genau dort - im Begriff des Werdens und Vergehens - befragen sie den Eigensinn des Raumes.
Die Falte gibt meinen Skulpturen, Gestellen und Bauten die Möglichkeit, sich einen Platz im Raum zu suchen, sich ihre Umgebung - Wand, Boden und Decke - anzueignen, im Raum aufzugehen, sich im Raum zu entfalten.

Matthias Männer

Mittwoch, 10. September 2014, 20.00 Uhr

Adresse: Bernhard-Lichtenberg-Strasse 23 / Aufgang 1,10407 Berlin

 


Der in Berlin lebende Künstler Matthias Männer (geb. 1976) arbeitet mit den Medien Installation, Skulpturund Zeichnung. Basierend auf einfachen geometrischen Grundformen entstehen komplexe Strukturen, die sich im Zwischenfeld von Abstraktion und Gegenständlichkeit manifestieren.
In auswuchernden Rauminstallationen, in welchen Männer organisch anmutende Polygonobjekte alsFremdkörper im Raum platziert, lotet er die Grenzen der vorgegebenen Architektur aus und überschreitetdiese scheinbar. So ensteht eine Schnittstelle zwischen haptischer und virtueller Welt, die den Betrachterherausfordert, seine gewohnte Sichtweise in Frage zu stellen. Eine sich ständig ändernde Wahrnehmungder uns umgebenden Realität in einer zunehmend von Medien beeinflussten Gesellschaft stehen dabei im Fokus seines Schaffens.
Durch die Verwendung einfacher Materialien und monochromer Farbgebung verharren die Arbeiten in einem Zustand des Prototyps und bewahren dadurch ihren Modellcharakter. Dieser Eindruck wirdverstärkt durch die Tatsache, dass seine Installationen oftmals für einen speziellen Raum konzipiert undnach Ablauf einer Ausstellung wieder zerstört werden. So überdauert die Idee der Arbeit ihre physischeExistenz.
Begleitend zu seiner bildhauerischen Arbeit setzt Matthias Männer in seinem zeichnerischen Werk seineIdee einer technoiden Parallelwelt um. Modular schließen sich verschiedenartige geometrische Gebilde zu einem Netzwerk zusammen und entwickeln dort ihr Eigenleben.

Anja Schwörer

Mittwoch, 02. Juli 2014, 20.00 Uhr

Klever Str. 3, 13357 Berlin 

BP_0614
Bleach on denim 
130x94 cm
2014

Text Exhibition “Material Occupation”, University Art MuseumUniversity at Albany, 2012
German artist Anja Schwörer’s psychedelic canvases radiate abstract patterns that draw upon her strong interest in alchemy and heavy metal music. Using substrates of denim, velvet, and black canvas, she employs a reductive process of waxing, folding, and bleaching to create strong light and dark contrasts that are both expressive and raw, optically intense and formally elegant in their invocation of a beautiful cosmos gone awry.
 Forgoing traditional painting materials, she introduces a handmade element into her work that makes her cosmic fields seem earthbound. Schwörer’s symmetrical, formalist, geometric compositions are made by batiking, bleaching, and tiedyeing, processes that merge chance with highly considered compositional restraint. Her use of bleach serves as part of an ongoing experiment with the alchemical properties of an everyday solvent. Bleach can puddle and pull color from cloth in unexpected patterns and residual drips, but in the end it always conforms to the woven materiality of the fabric as resonant forms emerge from what has been deleted or pulled away. Morphed and manipulated, Schwörer’s “paintings” (because in the end, that is what they are) take on a quality of hallucinated space that stems from her affinity for “hippie-thinking.” Her use of black resonates with associations to absence, a void, darkness, the occult, the total absorption of all light rays.
Like other artists in Material Occupation, Schwörer’s interest in applying alternative techniques and unconventional materials is a means by which to distance the hand from traditional painting methods, all the while acknowledging the potency of abstract painting and its ongoing hold on the contemporary imagination.
Corinna Ripps Schaming