Mittwoch, 08. Oktober 2025, 18.30 Uhr
Das Gespräch findet bei Spor Klübü in der Freienwalder Straße 31 in 13359 Berlin statt.
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Stefan Römer, Die Erweiterung des Alphabets, 1986, vier S/W-Fotografien aus dem Zyklus |
Künstler:innen sind Spezialist:innen der Politik der Darstellung. Das ist unsere Chance, etwas gegen die aktuelle Unterdrückung von Kunstfreiheit, Redefreiheit und gegen Einschüchterungsversuche zu unternehmen, die uns weltweit entgegenschlagen.In meiner künstlerischen Forschung experimentiere ich mit einem transmedialen Ansatz (postpanoptisch, feministisch und postkolonial), den ich „de-konzeptuell“ nenne, wie ich es in meinem Buch „Inter-esse“ formuliert habe.Das erscheint mir mit einer Praxis künstlerischen Schreibens möglich, dies kann als eine Technik der Selbsterforschung nicht hoch genug bewertet werden. Schrift als Selbsterforschung, Selbstverteidigung und Selbstermächtigung ist eine Grundlage meiner künstlerischen Forschung. Insofern zeichnet sich meine Praxis nicht primär durch die Originalität eines material-medialen Kriteriums aus. Es sei denn, man fasst Sprache im Sinne der Konkreten Poesie als Material auf.Mich interessiert ein vielfältiger Umgang mit Sprache: Rede/Sprachvermögen, Sprachbild/Visuelle Poesie, Wortwitz, Gesang, Kunstkritik und Kunsttheorie. In meinen Filmen setze ich z. T. „psychotische“ Sprachmontagen ein, in denen sich viele Text-Ebenen überlagern. Auch das Buchmedium nimmt eine besondere Stellung ein, weil es oft zur Veröffentlichung dient.Da ich mich als „post-studio artist“ verstehe, findet dieser Werktalk im Projektraum Spor Klübü statt, wo letztes Jahr meine letzte Einzelausstellung zu sehen war. Mit dem Begriff „post-studio art“ ist eine gemeinschaftsorientierte und ortsspezifische Kritik der traditionellen Produktionsform des singulären Kunstwerks gemeint, die nun leider schon seit einigen Jahren nicht mehr aufgeht. Die Kluft zwischen den heute unversöhnlichen Bereichen: Galerie- und Museumskunst, Freie Szene und Research Art wird durch gesellschaftliche Konflikte immer weiter aufgerissen. Im Kulturkampf der aktuellen Kürzungen, Repressionen und Kriege erfahren wir Künstler:innen verschärfte Existenz- und Produktionsbedingungen.Stefan Römer arbeitet als Künstler* und Kunsttheoretiker*. Er initiierte das politaktivistische Kunstkollektiv „FrischmacherInnen“ in Köln (1993–2000), organisierte mit Studierenden die „Commune des Arts 2001“ an der Kölner KHM, wurde im Jahr 2000 mit dem Preis für Kunstkritik des AdKV ausgezeichnet, war 2020-22 Stipendiat des Programms für künstlerische Forschung Berlin, erwarb eine Promotion in Kunstgeschichte und hatte Professuren an verschiedenen Instituten im In- und Ausland inne.Seit 1981 ist Stefan Römer nicht nur Vegetarier, sondern verbindet auch ein ökologisches und ethisches Bewusstsein mit seiner Kunst. Zu seinem Film Conceptual Paradise (2006) hat er ein umfangreiches Webarchiv auf der ZKM-Website konzipiert:zuletzt erschienen: Stefan Römer, DeConceptualize – Zur Dekonstruktion des Konzeptuellen in Kunst, Film, Musik, Berlin 2022