Maik Teriete

Mittwoch, 02. Mai um 20 Uhr

Möckernstrasse 68, 10965 Berlin 



 o. T., 50 x 150 cmFloatglas, Faden2011

"Mit reduzierten Mitteln, z. B. einem Baumwollfaden auf einer Glasscheibe, und mit größter formaler Präzision arbeitet Maik Teriete an seinem Werk. Sorgfältig werden die Fäden um die durchscheinende Trägerplatte gewickelt und bilden somit eine Struktur – fast so wie Linien auf einem Blatt Papier. Doch durch die Materialität des Fadens und durch die durchscheinende Qualität des Glases entsteht eine diaphane Plastizität. Durch Verdichtung oder Abstand dieser „plastischen Striche“ bilden sich Schattierungen von Grau bis Schwarz. Die auf der Rückseite des Glases sichtbaren Fäden stellen dabei eine parallele Ebene von Linien dar, die sich durch die Stärke der Glasplatte variieren lässt. Durch das Übereinanderschichten von zwei oder sogar drei mit Fäden umwickelten Glasplatten wird die Wirkung der behandelten Vorderseite, einer durchscheinenden Mitte (da, wo die Glasplatten aufeinander liegen) und eines Hintergrunds als ein Spiel von Leichtigkeit und Schwere gesteigert.
Durch Licht wird die Wirkung noch erhöht und lässt an Op-Art denken, obwohl der Künstler ganz unbeeinflusst von ihr ist und mit dem Baumwollfaden als künstlerischem Mittel eine fast haptisch zu nennende Komponente einbringt, die den Op-Art-Künstlern ganz fremd war. Doch auch bei Teriete entstehen irritierende optische Effekte. Die Fläche scheint in Bewegung zu sein und trotz des strengen, fast asketischen Grundcharakters der Arbeiten entwickeln sie ein faszinierendes eigenes Leben.
Die Wandarbeiten stehen als eigene Werkgruppen in engem Zusammenhang mit Terietes Raumskulpturen und Installationen. In unserer von visuellen Eindrücken überfrachteten Umwelt zwingen sie den Betrachter zur Konzentration und irritieren gleichzeitig durch eine körperlich spürbare Wirkung. In ihrem seriellen Charakter rühren sie an den Kern künstlerischer Erfahrung von Raum und Zeit."

Hans Gerhard Hannesen