Mittwoch, 11. September 2013, 20.00 Uhr
Klosterstr. 4, 10179 BerlinNach Kündigung meiner letzten Büroarbeit und dem Entschluss, mich hauptberuflich mit Kunst zu befassen, stellte ich fest, dass die neu errungene Freiheit eine grosse Verantwortung barg. Auf keinen Fall wollte ich Kunst dazu missbrauchen, eine persönliche Befreiung zu bewirken, die mich dem reaktionären und marginalen Klische-Künstler angleichen würde. Ganz im Gegenteil: Ich beschloss, meine eigene kleinbürgerliche Realität auf keinen Fall zu verlassen, um sie von innen heraus und mit der nötigen Fachkenntnis behandeln zu können.
Deswegen verwende ich, auch als Künstler, die üblichen Werkzeuge und Methoden eines Büroangestellten und arbeite stets routiniert und mit der Routine als Hauptbeschäftigungsfeld.
Ästhetisch lehnt sich meine Arbeit an die Konzept- und Minimal-Kunst der 60er Jahre an. In den 60ern fand fast zeitgleich zur ‘Dematerialisierung des Kunstobjektes’ die Substitution von Produkten durch Dienstleistungen in der Wirtschaft statt. Daraus ergab sich, dass sich Kunst- und Wirtschaftswelt auch ästhetisch immer näher kamen, beispielsweise in der chromatischen Selbstbeschränkung und in der formalen Simplizität, welche signalisieren sollten, wie Produkt und Kunstobjekt fortan im (leeren) Kopf generiert würden. Man könnte sogar von einer gegenseitigen Fetischisierung sprechen, welche sich beispielsweise darin äusserte, dass nun Neonlicht und Archivregal als Kunstmedium eingesetzt wurden oder aber Minimalkunst als Raumdekoration in Büros bevorzugt wurde.
Die auf meiner Web-site enthaltenen Arbeiten führen die gleiche Arbeitslinie und Ästhetik fort. Ich gehe von Momenten im Büro-Alltag aus, welche oft einen ‘artistischen’ Aspekt aufweisen, der fast immer lächerlich klein ist. Beispiele: Wenn wir während eines Telefongesprächs kritzeln (20. Bic Monochromes) oder wenn wir ein Blatt falten bevor wir es in einen Briefumschlag stecken (03. a line up and down an A4-sheet) realisieren wir, ganz unbewusst und routiniert, kleine malerische und skulpturale Aktionen. Die systematische Wiederholung dieser Aktionen nach vorab bestimmten Regeln, verwandelt sie in Meta-Routinen, in Reinszenierungen des Sisyphus-Mythos. Der einzige Unterschied liegt vielleicht darin, dass die methodische und repetitive Arbeit, die zur Herstellung der Werke notwendig ist, hier detailliert registriert wird. Auf diese Weise überlebt die Routine und macht sich für jeden Zuschauer lesbar und nachvollziehbar.
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