Jeroen Jacobs

Mittwoch, 04. Juni 2025 um 19 Uhr

Das Gespräch findet im Atelier des Künstlers statt.


Jeroen Jacobs, Ohne Titel, 2024,
 Kunststofffolie, Holz Acrylack, 195 x 95 x 90 cm, Foto: Andreas Bunte

In meiner künstlerischen Arbeit entwickle ich Gestaltungsprozesse, in denen die Eigendynamik des Materials und die Energie der bildhauerischen Handlung einen Widerspruch zum alltäglichen Materialverständnis erzeugen. Ziel ist es, dem Material einen eigenen Ausdruck zu verleihen, in dem sich Formaspekte, die aus der Eigenart des Materials entstehen, und kontrollierte skulpturale Formgebung zu einem untrennbaren Ganzen verbinden. Während Beton z.B. meist als konstruktives Material verwendet wIrd; indem er präzise in jene Form gebracht wird, die eine rationale, ökonomische Organisation ermöglicht, mache ich in meinen Betonskulpturen die amorphen, entropischen Tendenzen des Materials zum Thema. Meine Vorgänge sind so konzipiert, dass die Neigung zur Formlosigkeit weder verdeckt noch überwunden, sondern sichtbar gemacht wird. Die Formlosigkeit wird physisch erfahrbar, indem die Skulptur Raum einnimmt, verdrängt, kreiert und die Bewegung der Betrachtenden choreographiert.
Aktuell beschäftige ich mich mit einer Serie von Skulpturen, in denen hohle, raumergreifende Volumen durch biegsame Kunststoff-Folien erzeugt werden. In diesen Arbeiten wird die beschränkt kontrollierbare Welligkeit des Materials zu einem zentralen, skulpturalen Parameter. Ich entwickle hier eine neue, improvisierende Sprache, welche das Schwanken zwischen Form und Formverlust ins Zentrum der skulpturalen Form stellt. In ihrer Größe und durch die Eigendynamik des Materials entstehen anthropomorph anmutende Objekte, in denen sich Gegenständlichkeit und Abstraktion überschneiden. 

Jeroen Jacobs